Frankfurt am Main - London und zurück: 1.600 km Länge weist das öffentliche Kanalnetz auf. Es leitet das Abwasser von circa 965.000 Menschen in Frankfurt am Main und den angeschlossenen Nachbarstädten zu den Kläranlagen Niederrad und Sindlingen. Bei Trockenwetter fallen täglich 300.000 m3 - das wären 15.000 Tanklastzüge - Abwasser an.
Zwei unterschiedliche Entwässerungsverfahren existieren: Bei dem Mischsystem fließt das Schmutzwasser zusammen mit dem Regenwasser in einem Kanal ab; circa 90 Regenüberläufe und Regenbecken entlasten das Kanalnetz bei starken Regenfällen und leiten einen großen Teil der gewaltigen Mischwasserströme mechanisch gereinigt in die Gewässer. Dagegen werden Regen- und Schmutzwasser beim Trennsystem in zwei getrennte Kanalnetze abgeleitet.
Der gläserne Kanal
Aggressive Abwasser, permanente Feuchtigkeit, Baumaßnahmen - der Zahn der Zeit nagt an den Kanälen. Immerhin 10% des Kanalnetzes sind älter als 100 Jahre! Schäden an den Kanalrohren können zu Verstopfungen und Strassenabsackungen, aber auch zur Verschmutzung des Bodens und des Grundwassers führen.
Ferngesteuert und nach allen Seiten schwenkbar werden daher seit 1990 Fernsehkameras durch die Kanäle geschickt. Sie spüren Risse, Verformungen und andere Schäden auf. Über 180 km Kanäle werden jährlich inspiziert und die vielen Tausend Inspektionsberichte, Fotos und Videobänder sorgfältig ausgewertet. Die Schäden, vorrangig in Wasserschutzgebieten, müssen saniert werden. Ein aufwändiges Projekt für die nächsten Jahrzehnte!
Wir sorgen für Durchblick
Bei schwachem Gefälle und geringen Abflüssen lagern sich im Abwasser mitgeführte Stoffe ab: Fäkalien, Essensreste, Lumpen, Klopapier... Die Ablagerungen verringern den Abflussquerschnitt und führen im schlimmsten Fall zu Verstopfungen. Fäulnisprozesse rufen aber auch Gerüche hervor und bilden gefährliche Gase wie zum Beispiel Schwefelwasserstoff. Eine regelmäßige Kanalreinigung ist daher eine der wichtigsten Aufgaben des Kanalbetriebs. Je nach Profilform, Gefälle und Wasserführung reicht die Spanne von zweimal jährlich bis einmal in 10 Jahren. Zum größten Teil besorgen heute Hochdruckspül- und Saugfahrzeuge diese Arbeit - übrigens weitgehend ohne Trinkwasser. Aber auch die materialschonende Schwallspülung mit Hilfe von Spültüren wird heute noch praktiziert.